von Hans Gappenach
Die Rübenacher Mundart hat einen sehr eigenartigen Klang. Sie unterscheidet sich gerade zu himmelweit von den benachbarten Orten wie Güls, Koblenz, Mülheim oder gar Bassenheim, bis auf das Eifler und Maifelder „woa“ vordringt. Allgemein könnte man von einem schwerfälligen dahinfließenden, behäbigen, dunkelgefärbten, volltönenden, gewissermaßen unter der Zunge hervorgeholten „Slang“ sprechen; so jedenfalls scheint mir (als altem Rübenacher) die Aussprache der alteingesessenen Rübenacher in den Ohren zu klingen. Es ist urtümliche, kraftvolle Sprache, die auch ein wenig über den „Volkscharakter“ der Sprechenden verrät.
Keineswegs darf man in der Mundart ein „vererbtes, durch Rohheit entstelltes Hochdeutsch“ sehen, sondern – umgekehrt – ureigenste Volkssprache, das immer wieder sich erneuernde Becken, aus dem Schriftsprache erst erwächst. Man sollte die Mundart nicht verleugnen, sondern pflegen! Die Unterschiede und Abweichungen dieses, dem Mittelfränkischen zugehörigen, moselfränkischen Dialektes zu registrieren, zu beschreiben, zu erforschen und zu deuten müsste eine besonders reizvolle und lohnende Aufgabe sein.
Dabei stieße man auf Worte, die nur der Rübenacher Dialekt kennt oder deren eigenartige Aussprache zumindest sofort der Rübenacher verrät, etwa; Daoobs (für armseliges Häuschen, wahrscheinlich von Taubenhaus), zerrje (zanken), jeröbbelt (gewittert), Saoobeest (Schimpfwort), rederääre (hingeraten), verzottele (verlieren, verlegen), Weck (= Bremse am Pferdewagen), Drähdrooht (linkischer Nörgler), ittschelich (flaues Gefühl im Magen, komisch, empfindlich, auch: erbärmlich zu Mute), Dööhjatt (zurückhaltender, etwas hinterlistiger Mensch), schouwe (= eine besondere Art flotten, zerfahrenen Gehens), Angelbäätz (Engerling), Kewazz (Maikäfer), fuggich (ordentlich, passend, wohlgestaltet, auch: schön gewachsen), Fugg haben (guten Trieb haben),Anmöhra (?; man sagt, er mache Stimmen wie ein A.), frääselich (Allerweltswort: empfindsam, aufregend, grell, furchterregend, außergewöhnlich, aufgeregt tuend bei plötzlichem Schrecken, auch: schlauchig), Fraisdergritt (=verwöhntes Kind, im Mittelrhein. Wörterbuch als nur in Rübenach gebräuchlich angegeben), Krootijel (Stänkerer und Besserwisser von kleinem Wuchs), konderwiddich (schlau, gewitzt), Drigges (fauler, doch fiffiger Kerl), Morbele (Heidelbeere), Erbele (Erdbeeren), maulmooß (haargenau, mundgerecht), jädlich (=passend klein, z. B. bei Kartoffeln), kriddelich (kleinlich, empfindsam, mäkelnd), Hämmermäusje (Grille, Zirpe), Doges (Gesäß), Schurp (Kellerfenster), stäuipe (stürzen), Dörrjes (armseliger Tropf, der nicht weiß was er will), luus (extragescheit, auf seinen Vorteil bedacht), Ohles (Teil über dem Scheunenkeller), Humaätzel ( Ameise), Bääges (hässlicher Mensch), hooreulig (ungepflegt), Begges (Ziege), Rogeler (kleines Bäuerchen) u. v. a.
Siehe auch unter „Rüwwenacha Platt“
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Quelle Buch Rübenach eine Heimatgeschichte