Das Güterverkehrszentrum bei Rübenach an der A 61 soll erweitert werden.
Leserbrief von Robert Zerwas, Koblenz
Im Grunde kann ich Herrn Hammann (Wirtschaftsförderer der Stadt Koblenz, Anm. d. Red.) verstehen, schließlich macht er nur seine Arbeit. Und dass Stadtentwicklung in Koblenz (noch) an althergebrachten Prinzipien orientiert ist, wundert mich nicht. Aber es geht nicht um Vergangenes, sondern – wie der Name seines Amtes impliziert – um die Zukunft von Koblenz und unser aller Zukunft.
Ich werde wohl nichts Neues mehr sagen, wenn ich auf alle glaubhaften Studien der vergangenen Jahre verweise, die beweisen: Wenn wir nicht augenblicklich (nicht in fünf, schon gar nicht in zehn Jahren) auf ein nachhaltiges Wirtschaftssystem umsteuern, wird es auch noch zu Hammanns Lebzeiten keine Rolle mehr spielen, wie viele „Anfragen nach Gewerbefläche auf ihn eingeprasselt sind“.
Denn die düsteren Szenarien zeigen unter anderem Kaskadeneffekte, beispielsweise ausbleibende Niederschläge und damit verbundene Auswirkungen, auch in Deutschland, Rheinland-Pfalz, Koblenz. Also hier bei uns. Das Jahr 2018 kann hier als kleiner Vorgeschmack dienen, ist aber bei weitem nicht repräsentativ: Der Rhein als Rinnsal, verdorrte Böden, ausbleibende Ernten als Normalzustand der 2040er-Jahre. Und selbst das ist noch nicht das Ende. Die Szenarien für die folgenden Jahrzehnte sind noch schlimmer.
Wer das immer noch leugnet, muss sich den Vorwurf der (sträflichen) Ignoranz gefallen lassen. Ich appelliere nun nicht nur an Herrn Hammann, sondern gerade auch an diejenigen, die ihn beauftragen. Liebe zukünftigen Stadträte: Bitte denken Sie schnellstens um. Die Erweiterung des Güterverkehrszentrums an der A 61 bei Rübenach ist ein Fehler. Denn sie entspricht genau der Art des wirtschaftlichen Handelns, die uns alle erwiesenermaßen an den Rand der Katastrophe geführt hat.
Die Verantwortlichen der vergangenen Jahrzehnte konnten sich noch auf die Ausrede berufen, dass nichts bewiesen sei, selbst wenn die Anzeichen schon sehr deutlich zu erkennen waren. Das ist im Jahre 2019 nicht mehr möglich. Die gute Nachricht: Es gibt bereits nachhaltige Wirtschaftsförderung – auch im kommunalen Rahmen. Es existieren Möglichkeiten, Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu schaffen, ohne die katastrophalen Folgen in Kauf nehmen zu müssen, die mit der ständig neuen Versiegelung kostbarer Mutterböden verbunden sind. Erhalten Sie die Ressourcen, die wir noch haben – nicht nur für die kommenden Generationen, sondern auch für Ihre persönlichen Lebensgrundlagen. Wir müssen handeln. Jetzt, sonst ist es zu spät.
Rhein Zeitung – 24.05.2019