Tour du Leman a l’Aviron“ und Rheinmaraton wurden bestimmt durch Corona
Auch 2020 war für den Ur-Rübenacher Markus Müller, der für den Gymnasial-Ruder-Turn Verein Neuwied 1882 e. V. gestartet ist, ein sehr erfolgreiches Jahr im Ultra-Marathon- bzw. Langstreckenrudern. Corona bedingt konnten nur zwei der wichtigsten Ruderregatten in Europa in diesem Bereich durchgeführt werden. Markus Müller hat mit seiner jeweiligen Mannschaft aber das Beste daraus gemacht.
Regatta um den Genfer See = Tour du Leman a l’Aviron“
Durch den Sieg bei der Ruderregatta rund um den Genfer See zusammen mit Michael Ehrle, Christian Klandt, Arno Gaus und Inga Blundell hat er den in 2019 errungenen Titel eines inoffiziellen Weltmeisters im Langstreckenrudern unter außergewöhnlichen Umständen verteidigt.
Das Boot im „ruhigen“ Fahrwasser auf dem Genfer See
Bei dieser Veranstaltung handelt es sich mit 160 km um die längste Ruderregatta ohne Mannschaftswechsel der Welt, an der anstatt der regelmäßig 20, Corona bedingt nur 6 Boote teilgenommen haben. Das Team musste wenige Wochen vor der Regatta auf drei Positionen mit zwei Langstreckenfrischlingen neu besetzt werden. Deshalb war Markus bei dieser Regatta erstmals in einem Mixedboot dabei und sein Team hatte nur wenige gemeinsame Trainingsfahrten zur Technikabstimmung.
Die Wetterbedingungen waren – wie in 2019 – mit maximal 7°C, Gewitterregen mit Schnee und Windböen bis zu 50 km/h äußerst schlecht. Abgesehen von der Strecke im Start- und Zielbereich bestand der ganze Genfer Schlauch aus gischttragenden Wellenformationen, die eine Wildwasserbahn im Erlebnispark wie ein Kinderplanschbecken wirken ließen. Teilweise waren Wellen dabei, die bis zur Wendeboje das Boot bis zu den Beinen des Steuermannes von hinten her überspülten. Nach der Wendeboje hämmerte jede Welle mit eiskaltem Wasser über den Rücken der Ruderer. Für sie waren es dadurch wohl die kältesten 1,5 Stunden ihres bisherigen Lebens.
Aufgrund der Erfahrungen in 2019 mit vergleichbaren Wetterbedingungen, bei denen 60 % der Ruderboote das Ziel nicht erreichten und der sich abzeichnenden Wetterverschlechterungen, wurde die Regatta in diesem Jahr – nachdem zwischenzeitlich sogar ein wetterbedingter Regattaabbruch drohte – auf 65 km beschränkt. Nach 5:26:37 h dieser Tortur passierte Markus Müller mit seiner Mannschaft – vom Seewasser ausreichend eiskalt geduscht – garniert vom erlösenden Salutschuss die Ziellinie. Der Jubel über die erfolgreiche Titelverteidigung mit einer neuen Mannschaft und dazu noch in einem Mixedboot war entsprechend groß.
v.l.nr.: Markus Müller, Christian Klandt, Inga Blundell, Michael Ehrle und Arno Gaus
Rheinmarathon
Nach dem Markus Müller mit unterschiedlichen Mannschaften und Ruderbooten den Rheinmarathon von Leverkusen nach Düsseldorf über rd. 42 km sieben Mal in Folge gewinnen konnte, wurde er diesmal zusammen mit Michael Ehrle, Arno Gaus, Stefan Verhoeven und Steuerfrau Luisa Jäger Zweiter. Sieger war der Kaderathlet des Deutschen Ruderverbands, Stephan Erdmann, mit der von ihm nur für diese Regatta ganz speziell mit einem Olympiasieger, einem Langstreckenweltrekordhalter und einem weiteren Kaderathleten sowie einem Steuerspargel zusammengestellten Mannschaft. In den Jahren zuvor hatte der Leistungssportler mit seinem jeweiligen Team überraschenderweise Niederlagen gegen Markus mit seiner Rudertruppe aus Freizeit- und Breitensportlern einstecken müssen und angesichts dieser für ihn wiederholt sehr frustrierenden Erlebnisse Revanche angedroht.
Der Vierer mit Steuerfrau beim Rheinmaraton
Der Rheinmarathon ist das größte Ereignis für Langstreckenruderer. Hieran haben üblicherweise ca. 170 Mannschaften mit 900 Teilnehmern aus über 90 Vereinen aus vielen europäischen Ländern teilgenommen; in 2020 waren es Corona bedingt nur 100 Boote. Bei dieser Regatta ist alles vertreten, was insbesondere beim Langstreckenrudern Rang und Namen hat einschließlich ehemalige Weltmeister, Olympiasieger, Langstreckenweltrekordhalter sowie Kaderathleten des Deutschen Ruderverbands.
Obwohl die Rudermannschaft von Markus Müller gegenüber der Regatta auf dem Genfer See wiederum auf 3 Positionen neu besetzt werden musste, nur eine Trainingsfahrt über 4 km durchgeführt werden konnte und sogar ein jugendlicher Ruderer dabei war, hat sie ein unglaubliches Rennen abgeliefert. Über die ersten 25 km gab es ein gnadenloses Kräftemessen mit einem gleichzeitig gestarteten, von Rudern aus Baden-Württemberg hochrangig besetzten und vermeintlich stärkeren Widersacherboot.
v.l.n.r.: Lisa Jäger, Markus Müller, Stefan Verhoeven, Arno Gaus und Michael Ehrle
Danach konnten sie sich gegenüber diesem Boot entscheidend absetzen und ihre Freude im Ziel nach 2:09:35 Std. war angesichts ihrer Leistung riesengroß. Markus Müller hatte mit seiner Mannschaft bei dieser Regatta erneut ein Wahnsinnsrennen abgeliefert und den zweiten Platz in dem mit vergoldeten und rekordhaltenden Leistungssportlern exzellent besetzten Feld mit einem Rückstand auf das Siegerboot von nur 1:10 Minuten errungen.
Helmut Müller Rübenach – 16.05.2021
Fotos: Gymnasial-Ruder-Turn Verein Neuwied