Ortsvorsteherwahlen in Koblenz: Sarah Lipinski-Wasilewski (SPD) fordert Amtsinhaber Thomas Roos (CDU) heraus
Sie sind zusammen in Rübenach in den Kindergarten gegangen, jetzt treten sie gegeneinander bei der Ortsvorsteherwahl in Rübenach an: Thomas Roos (CDU) und Sarah Lipinski-Wasilewski stehen am 9. Juni für die Einwohner des Stadtteils an der A 48 zur Wahl. Nach fünf Jahren im Amt würde Roos gern als Ortschef weitermachen, Lipinski-Wasilewski dagegen hofft, ihn ablösen zu können. Im Doppelinterview mit unserer Zeitung stellen sich die beiden unseren Fragen rund um Rübenach und sagen, welche Projekte sie nach einer möglichen (Wieder)Wahl vorantreiben wollen.
Warum wollen Sie Ortsvorsteher werden beziehungsweise bleiben?
Thomas Roos: Es gibt viele große Projekte, die in meiner Amtszeit begonnen wurden, vom Lärmschutz über das Stadtteilquartier am Tennisheim mit Mehrgenerationenhaus bis zur Kinder- und Jugendarbeit. Bei alldem würde ich gerne weiter am Ball bleiben und die Ideen, die ich habe, weiter umsetzen.
Sarah Lipinski-Wasilewski: Ich möchte Ortsvorsteherin werden, weil mir Rübenach am Herzen liegt. Mein Urgroßvater war bereits im Gemeinderat, mein Großvater lange Ortsvorsteher, meine Mutter ist kommunalpolitisch tätig. Die Belange und Anliegen von Rübenach sind bei uns immer Tischgespräch. Mir persönlich ist es wichtig, etwas für die Gemeinde und die Menschen zu tun.
Sie sind beide in Rübenach aufgewachsen. Was macht das Leben für Sie hier aus?
Lipinski-Wasilewski: Wir sind eine funktionierende Gemeinde und Gemeinschaft, die vor Problemen nicht die Augen verschließt. Ich finde es großartig, dass wir Themen hier so differenziert diskutieren, Demokratie wird gelebt. Die Vereine sind sehr aktiv und machen viel für die Jugend.
Roos: Vor ein paar Jahren hat die Rhein-Zeitung mal einen Bericht gemacht, in dem es hieß, Rübenach sei ein Dorf in der Stadt. Das fand ich sehr zutreffend. Wir sind hier doch sehr dörflich geprägt mit dem regen Vereinsleben, den Festen, von der Kirmes bis zum Karneval. Wir haben die Nähe zur Stadt, aber sind gleichzeitig schnell im Grünen.
Welche Projekte wollen Sie in Rübenach angehen und vorantreiben?
Roos: Projekt Nummer eins ist die Kinder- und Jugendarbeit im Ort. Wichtig ist, dass wir den Container für die offene Jugendarbeit, der schon länger an der Grundschule steht, jetzt schnell in die Nutzung bekommen und drum herum vielfältige Angebote für Jüngere schaffen. Das Stadtteilquartier am Tennisheim mit Nahversorgung bietet eine enorme Entwicklung für Rübenach. Das ist ein Projekt, bei dem es viel Euphorie gibt. Es geht auch darum, den Lärmschutz, auf den man hier seit Jahrzehnten wartet, weiter voranzutreiben. So konkret wie jetzt war es in Sachen Lärmschutz noch nie, mit den vorgestellten Plänen für eine Lärmschutzwand an der Autobahn. Das ist wirklich eine tolle Perspektive.
Lipinski-Wasilewski: Wir müssen die Lebensqualität erhalten und verbessern. Der Lärm von der A 48 belastet uns permanent. Ich bin sehr froh, dass der Stadtrat eine Lärmschutzwand auf den Weg gebracht hat. Beim Verkehrslärm in der Aachener Straße und Kilianstraße ist das große Problem, dass wir nicht ohne weiteres auf Tempo 30 reduzieren dürfen. Da erhoffe ich mir durch die Umlegung der K 12 die notwendige Erleichterung. Außerdem: Familien mit kleinen Kindern kriegen keine Kitaplätze. Der Mangel bedeutet Konflikte für beide Elternteile auch mit dem Arbeitgeber. Das Ganztagsschulkonzept in Rübenach funktioniert gut, allerdings haben die Kinder der Betreuenden Grundschule mittags kein warmes Essen in der Schule. Da gibt es auch Bedarf. Wir brauchen Baugebiete für Familien, weiterhin bezahlbaren Wohnraum, ein Dorfgemeinschaftshaus für unsere Vereins- und Familienfeiern und ein Altenheim, damit Rübenacher auch ihren Lebensabend in ihrer Heimat verbringen können.
Lassen Sie uns noch mal konkreter auf die Situation der Jugend in Rübenach schauen.
Gerade im vergangenen Jahr gab es immer wieder Vandalismus und Polizeieinsätze, weil Jugendliche randaliert haben. Wie schätzen Sie die Lage ein, und wie muss sich die Jugendarbeit im Ort entwickeln?
Roos: Die Situation muss man ernst nehmen. Es gibt immer wieder Vorfälle nicht nur rund um die Grundschule. Wir haben auf beiden Spielplätzen in Rübenach Fälle von Vandalismus, Papiercontainer brennen regelmäßig. Bis vor ein paar Jahren lag die Jugendarbeit komplett brach. Dass sie jetzt langsam präsent ist, hat sich in den letzten vier bis fünf Jahren entwickelt. Es ist wichtig, dass diese Arbeit weiterentwickelt wird. Ich hoffe, dass wir bald den, ich sage ganz bewusst temporären, Container als Jugendtreff nutzen können. Eine fest installierte Lösung ist das Ziel. Die Beleuchtung rund um den Schulhof muss zwingend ausgebaut werden. Gerade ein Jugendraum als Anlaufstelle wird entscheidend sein. Ich merke, dass beim Jugendamt der Stadt mittlerweile auch das Verständnis und der Wille da ist, in Rübenach etwas aufzubauen.
Lipinski-Wasilewski: Vandalismus ist weder eine Bagatelle noch ein Kavaliersdelikt. Dass die Bürgerinnen und Bürger sich darüber aufregen, finde ich gut. Für mich ist ganz wichtig: Die Jugendarbeit muss täglich vor Ort stattfinden. Wichtig ist außerdem, den Kindern und Jugendlichen zuzuhören. Es ist wichtig, sie da abzuholen, wo sie sind. Deswegen ist der Standort der Container an der Grundschule sehr klug. Und was auch wichtig ist: dass die Jugendlichen Rübenach als ihr Zuhause wahrnehmen. Ich bin mir sicher, dass der Umgang mit dem Gemeingut dann ein anderer wäre. Es käme ja keiner auf die Idee, in seinem Kinderzimmer ein Lagerfeuer zu machen.
Sie beide stellen sich trotz Familie mit zwei Kindern zur Wahl. Wie wollen Sie das Amt des Ortsvorstehers ausfüllen, auch so, dass es mit dem Familienleben vereinbar ist?
Lipinski-Wasilewski: Die Arbeit als Ehrenamtler muss einem am Herzen liegen, ansonsten hält man das nicht durch. Die Familie zieht bei mir mit, das ist auch unabdingbar. Heutzutage kandidiert, glaube ich, niemand mehr, weil er so viel Zeit hat und ihm langweilig ist. Ich arbeite so, dass ich Dinge nach Dringlichkeit priorisiere. Wo sind der Druck oder der Leidensdruck am höchsten? Von welchen Problemen sind viele betroffen? Manchmal geht es aber auch darum, Einzelschicksale zu begleiten.
Roos: Als Ortsvorsteher muss man ansprechbar und präsent sein, sei es im persönlichen Gespräch, in Sprechstunden oder per E-Mail. Die Leute müssen wissen, wenn sie ein Anliegen haben, können sie auf einen zukommen. Ich denke, das hat in den letzten Jahren bei mir ganz gut funktioniert. Nichtsdestotrotz gehört dazu, dass die Familie mitzieht, was bei mir glücklicherweise der Fall ist, ansonsten geht es nicht.
Die Fragen stellte Matthias Kolk.
Zur Person
Sarah Lipinski-Wasilewski ist 38 Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie in Rübenach. Die gebürtige Koblenzerin arbeitet als Gewerkschaftssekretärin bei Verdi. Seit 2000 ist sie Mitglied in der SPD und seit 2009 (mit Unterbrechungen) Mitglied der SPD-Fraktion im Ortsbeirat Rübenach. In ihrer Freizeit geht Lipinski-Wasilewski gern wandern und macht Kickboxen. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. mtk Sarah Lipinski-Wasilewski
Zur Person
Thomas Roos ist 39 Jahre alt und wohnt seit seiner Geburt fast durchgehend in Rübenach. Beruflich arbeitet er als Gymnasiallehrer in Plaidt. 2019 wurde Roos zum ersten Mal zum Ortsvorsteher in Rübenach gewählt, seit 2009 ist er Mitglied des Ortsbeirats. In seiner Freizeit verbringt Roos gerne Zeit mit seiner Familie und spielt Fußball beim FV Rheingold Rübenach. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. mtk Thomas Roos
Rhein Zeitung – 22.05.2024