Bildhauer, Wahlkoblenzer und jetzt Namensgeber?

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Stadt will Weg in Rübenach nach Künstler Rudi Scheuermann benennen

Es gibt keinen Künstler, von dem in Koblenz so viele Werke im öffentlichen Raum zu finden sind wie von ihm: Der Bildhauer Rudi Scheuermann hat in Koblenz viele Spuren hinterlassen – und hier sein Zuhause gefunden. Rund sieben Jahre nach seinem Tod will die Stadt nun eine Straße in Rübenach nach Scheuermann benennen lassen. „Verdient“, sagt die Koblenzer Künstlerin Elisabeth Hansen im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie erinnert sich noch gut an ihren Kollegen.

Kurz bevor Rudi Scheuermann nach Koblenz kam, stand es um die Künstler im Land schlecht, wenn nicht sogar mehr als schlecht, weiß Hansen. Der Zweite Weltkrieg war vorüber. In Koblenz gründete sich in der Folge die Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein (AKM). „Die Gründer wollten Künstler in dieser schweren Zeit unterstützen und fördern“, erzählt Hansen. Mit Erfolg. „Man hatte erreicht, dass oben auf dem Asterstein in alten Schuppen und Ställen eine Künstlersiedlung errichtet wurde.“ Die ehemalige Goeben-Kaserne wurde zum Künstlerhaus. Es sollte wenige Jahre später Scheuermanns erste Heimat in Koblenz werden.

Der junge Künstler aus Neustadt in der Pfalz hatte seine Lehre als Steinmetz längst abgeschlossen. In Mainz hatte er Bildhauerei studiert, in München die Akademie der bildenden Künste besucht. 1956 dann der Ruf an den Rhein, mit einem Jackpot dazu: Scheuermann erhielt ein Landesstipendiat am Künstlerhaus Asterstein. Bis 1967 lebte er dort in einer Atelierwohnung, begann währenddessen die Arbeit als freischaffender Künstler – und engagierte sich über Jahrzehnte hinweg in der Arbeitsgemeinschaft der bildenden Künstler.

>Dort kreuzten sich irgendwann auch die Wege von Scheuermann und Hansen. Und die Künstlerin lernte seine Arbeit zu schätzen. „Er hat es verstanden, irgendwann seinen eigenen künstlerischen Weg zu gehen. Er hatte einen ganz eigenen Stil, nutzte oft weiche und sehr reduzierte Formen“, beschreibt Hansen. Ein prominentes Beispiel in Koblenz: die Figur vom Trierer Erzbischof Balduin auf der Balduinbrücke. Ein echter Scheuermann. „Unverkennbar“, sagt Hansen. Genauso wie die Gedenkstele auf dem Rittersturz im Stadtwald.

Für seine Kunst wurde Scheuermann mehrfach ausgezeichnet, 1984 unter anderem mit dem Staatspreis von Rheinland-Pfalz für Kunst und Architektur. Weggefährtin Hansen schätzt aber auch den Menschen hinter dem Bildhauer. „Er war ein sehr angenehmer Kollege, sehr kooperativ und ein kluger Mensch“, so Hansen. Und: „Er war mit der Stadt Koblenz immer fest verbunden.“

1967 zog es Scheuermann nach Rübenach. Der Stadtteil sollte bis zu seinem Tod im März 2016 sein Zuhause bleiben. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Stadt in Rübenach Scheuermann ein Denkmal setzen will. Der Verbindungsweg hinter dem Sportplatz zwischen der Keltenstraße und „Am Mühlenteich“ soll schon bald „Rudi-Scheuermann-Weg“ heißen. Vor rund einem Jahr hatte sich der Ortsbeirat Rübenach dafür starkgemacht. Nachdem das Thema im Haupt- und Finanzausschuss am 4. September behandelt wurde, soll der Stadtrat am 14. September über die Benennung entscheiden. Das Stadtarchiv hat dagegen keine Einwände. Laut Regelwerk der Stadt spricht auch nichts dagegen. Und für eine „total begeisterte“ Hansen sowieso nichts.

Mehr über Rudi Scheuermann siehe hier.

Rhein Zeitung – 01.09.2023

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Johannes Fuck
1 Jahr zuvor

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