Keine Angst vor Rübenachern

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Kommentar von Manfred Gniffke Koblenz

Journalisten, die bei uns über Lokalpolitik schreiben sollen, haben es schwer, es passiert ja kaum etwas Spannendes. Da muss ein Hotelneubau vom Sultan aus der Firmungstraße, öfter als es diesem lieb ist, herhalten, oder ein Häuserabriss, der notwendig ist, um in der Hohenfelder Straße ein neues Hotel zu bauen. Bei uns wird ein Hotel nach dem anderen gebaut, aber von Wohnungsbau hört und liest man kaum etwas. Es werden aber Wohnungen gebraucht, das scheint bei der Stadt kaum einer zu wissen. Unsere ehemalige Wohnung im Haus Metternich steht seit 1. Juni immer noch leer oder besser gesagt, ist ihrem eigentlichen Zweck entzogen. Auf die Miete verzichtet die Stadt freiwillig. Das wäre ja auch ein Thema.

Aber jetzt haben wir ja alle von den furchterregenden Zuständen in dem schönen Stadtteil Rübenach gelesen. An den Zores in der Großsiedlung Neuendorf haben wir uns ja gewöhnt, obwohl wir auch nicht alles gewahr werden. Aber jetzt ist Rübenach in den berühmten Fokus geraten. Ich kenne Rübenach und Bubenheim seit Kindertagen, denn dorthin wurden wir nach dem Krieg zum Hamstern geschickt. Die Bubenheimer waren großzügiger uns Kindern gegenüber, die Rübenacher geiziger. Meine Mutter sagte immer: „Je grießer dat Hoffdor, omsu knickijer dä Bauer.“ Aber ich habe den Stadtteil und seine Bewohner auch von seiner und ihrer guten Seite kennen gelernt. Viele Jahre habe ich den tollen Frühschoppen am Kirmesmontag moderiert und ich kam immer gut gelaunt und ohne blaues Auge wieder auf dem Münzplatz an. Dabei habe ich sehr viele liebenswürdige Rübenacher getroffen, wir hatten viel Spaß miteinander und alles war friedlich.

Natürlich gab es früher auch schon mal eine Schlägerei auf der Kirmes, aber davon stand nichts in der Zeitung. Scheinbar mangels anderer Themen wird jetzt darüber berichtet. Das tut aber der Kirmes und dem Stadtteil nicht gut. Die Journalisten wären früher aus dem Schreiben gar nicht mehr rausgekommen, wenn sie über jede Kirmesschlägerei berichtet hätten. Es gab Stadtteile, da gehörte eine zünftige Schlägerei dazu wie der Schwanz zum Hund. Ich will hier keine schlagfertigen Stadtteile nennen, aber älteren Koblenzern werden beim Lesen dieser Feder die Namen wieder einfallen. Mein Vater und ich waren auch mal in eine Schlägerei bei der Weißer Gasser Kirmes, die sonst als friedlich galt, als Aktive verwickelt. Einem Kontrahenten mussten wir eine neue Brille bezahlen, das wurde als Kollateralschaden verbucht. Körperlich blieben wir unversehrt. Wenn ich die Rübenacher nicht kennen würde, müsste ich eigentlich einen großen Bogen um diesen Stadtteil machen. Das kommt davon, wenn es Leute gibt, die aus einem zarten Magenwind einen Mordsdonner machen. Ich jedenfalls habe vor den Rübenachern keine Angst und ich glaube, der Rest von Koblenz auch nicht.

Koblenzer LokalAnzeiger – 03.10.2023

Siehe auch Kommentar vom 15.09.2023

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