|
Aus dem Ort Rübenach
kommen im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Persönlichkeiten, die sich
als Geistliche einen Namen gemacht haben. Da ist Peter Moskopf,
Bakkalaureus und Universitätsprofessor; Nikolaus Dötsch, Magister der
Universität Trier; Johann von Rübenach, Kellner des Klosters Arnstein.
Martin Moskopf wirkte über 40 Jahre segensreich als Pfarrer in seinem
Heimatort. Auch die Äbtissin Pauline vom Koblenzer Zister-zienserkloster
ist in Rübenach gebürtig. Zu den großen Gestalten der mittelrheinischen
Kirchengeschichte im 15. Jahrhundert zählt ohne Zweifel Heinrich von
Rübenach. Um seine Person ranken in vielschichtiger Weise Wahrheit und
Legende. Das ist vor allen deshalb erstaunlich, weil sich sein Leben und
Wirken, vielfach urkundlich erhärtet, in aller Öffentlichkeit vollzog.
Dennoch bleibt manche Frage im Dunkel der Geschichte.
Schon sein
Geburtsjahr ist unbekannt. Über seinen Geburtsort besteht ein Streit
unter Fachleuten. Die Koblenzer Geschichts-schreiber requirieren seinen
Namen gerne für sich und reihen ihn unter die hervorragenden
Persönlichkeiten ihrer Stadt, zumal eine gleichnamige Familie existiert,
die schon um 1300 Koblenzer Ratsleute und Schöffen gestellt hat. In
einem alten Verzeichnis „Koblenzer Professoren und Studenten an der
Kölner Universität aus den Jahren 1389 bis 1559“ steht neben den Namen
jener Persönlichkeiten jeweils immer „de Confluentia“ oder „Conflu-entinus“;
bei Heinrich von Rübenach fehlt diese Angabe überall. Schon das sei ein
Hinweis, so behaupten die Gegenpartei, das Heinrich tatsächlich in
Rübenach geboren wurde.
Wenn es auch
bislang nicht belegbar ist, so darf heute doch als sicher angenommen
werden, dass Heinrich von Rübenach etwa um 1420 als Bauernsohn in dem
damals kleinen Dörfchen im Weichbild von Koblenz das Licht der Welt
erblickt hat. Der Überlieferung nach war er bis zum 30. Lebensjahr des
Lesens und Schreibens unkundig, konnte aber mit vier Pferden einen Acker
pflügen. Dann habe er, seiner Unwissenheit überdrüssig geworden, die
Angehörige verlassen, um in den Koblenzer Dominikanerorden einzutreten
und dort seine Studien aufzunehmen. Am 15. September 1450 erscheint er
jedenfalls als „Frater Henricus de Revenaco, vom Predigtorden,
Bakkalaureus der Bibelwissenschaft“ in der Kölner Universitäts-matrikel.
Mit dem Magistertitel beendete er seine Studien 1455 und ist dann in den
folgenden Jahrzehnten bis 1486 als Professor der Theologie im Lehrkörper
der Kölner Universität aufgeführt. Zeitweilig versieht er das Amt des
Apostolischen Inquisitors. Berits 1455 war er Provinzial der deutschen
Dominikanerprovinz. Er wir Generalvikar der Kölner Diözese und 1458
Weihbischof mit dem Titel Bischof von Venecompana in Armenien. (In
dieser Eigenschaft konsekrierte er die Kirche in Mariawald.)
Heinrich von Rübenach oblag während
mehrere Jahrzehnte die geistliche Führung des Kölner Erzbistums, weil
die Kirchenfürsten selbst durch politische Aufgaben in Anspruch genommen
waren. Unter Erzbischof Dietrich Mörs wirkte er noch sechs Jahre. Die
Lage im Erzbistum war bei dessen Tod nicht die beste. Sorge bereiteten
die in ihrem Selbstbewusstsein erstarkten Bürger, die sich durch ihre
ständischen Organisationen anschickten, größeren Einfluss zu gewinnen.
Zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam es dann unter dem Nachfolger
auf dem erzbischöflichen Stuhl: Ruprecht von der Pfalz. Gerade von ihm
hatte man sich bei seinem Regierungsantritt Besserung versprochen; doch
er, ein lebhafter und herrischer Fürst bayrischen Geblüts, agierte
ungeschickt. Die Meinungen über seine Fähigkeiten und seinen Charakter
gehen sehr auseinander; nach einer anderen Zeitgenössischen Quelle, die
sich noch für milde im Urteil hält, wird er bezeichnet als „ein Mann vom
geringem Schlage, leichtfertig, der Jagd und der Vogelstellerei ganz
ergeben, der nur durch unvorsichtige Wahl zu seiner Würde gelangt sei“.
Schon bald nach der Amtsübernahme kam es zum offenen Streit: Domkapitel,
Stände sowie die Städte Neuß, Bonn, Ahrweiler und Andernach sagten sich
von dem Kurfürsten los. Sie bestellten den Dechanten von St. Gereon, den
Landgrafen Hermann von Hessen, zum Beschirmer und Verweser des Kölner
Erzstiftes.
Die Fehde darzulegen, die sich über
mehrere Jahre hinzog, würde hier zu weit führen. Heinrich von Rübenach
stand jedenfalls auf der Seite seines Erzbischofs. Das hätte ihm beinahe
das Leben gekostet. Am 30. Januar 1447, dem Sonntag vor Maria Lichtmess,
wurde er von Bergischen Untertanen des Administrators Hermann von Hessen
am Bonner Zoll aus dem Schiff gezogen und in den Rhein gestoßen. Er
konnte sich retten, wurde aber dann doch gefangen genommen, misshandelt
und in einem Schloss auf der anderen Rheinseite in Haft gehalten. Durch
die Fürsprache des Grafen von Virneburg kam er schließlich wieder in
Freiheit.
Als Erzbischof Ruprecht 1477 abgesetzt
worden war, legte Heinrich von Rübenach sein Amt als Generalvikar nieder
und resignierte auch auf seine weihbischöfliche Stelle. Er widmete sich
nun ganz seiner Professur; 1484 war er Dekan seiner Fakultät; 1474 hatte
er bereits einmal dieses Amt inne, da er als „Meister in der Gottheit“,
Dekan und Untertan der Kölner Universität bezeichnet wird.
Das Jahr 1486 brachte dann die große Wende
in sein bewegtes Leben. Er wurde als Weihbischof nach Mainz berufen. Auf
Wunsch des Papstes Innocenz III. hatte er auf seine Kölner Pfründe
verzichtet, doch blieb ihm das Anrecht auf eine jährliche Rente von 80
Gulden. Die Arbeit im seinem neuen Wirkungskreis versah er noch einige
Jahre, obwohl sie – Mainz war die größte deutsche Kirchenprovinz – stark
körperliche Anforderungen an den Alterden stellte. Er zog sich dann an
den Ort seines Ausganges, das Dominikanerkloster in der Koblenzer
Weißergasse, zurück. Hier verstarb er am 14. Oktober 1493 und wurde im
Chor der Klosterkirche beerdigt.
Von jenem
ehrwürdigen Kloster sind heute nur mehr wenige Spuren vorhanden; die
Bomben des letzten Krieges haben in diesem Stadtteil besonders
schrecklich gewütet. Lediglich das ehemalige Eingangsportal ist am alten
Ort geblieben und wurde als Eingangstor in die Umzäunung der an der
gleichen Stelle entstandenen Mittelschule (Clemens Brentano Realschule)
wieder aufgebaut.
Der Grabstein
Heinrichs von Rübenach war bis zur Auflösung des Klosters durch die
Säkularisation im Jahre 1802 am nämlichen Ort. Dann wurde er im Innenhof
des Jesuitenklosters eingemauert und überdauerte die Zeiten bis zum
heutigen Tage. Man sieht die Grabplatte am alten
Jesuiten-Gymnasialgebäude vor dem Eingang zur ehemaligen Bibliothek, dem
heutigen Rathausnebengebäude: Die überlebensgroße Gestalt trägt als
Zeichen der Bischofswürde Mitra und Stab, in der Linken ein Buch; zu
seinen Füßen kauert ein Löwe. Leider ist das Antlitz stark beschädigt;
auch der Bischofsstab ist nur noch in Resten vorhanden. Zeitweilig war
das Grabmal mit Ölfarbe überstrichen. Die umlaufende Inschrift bot für
den Entzifferer lange einige Rätsel, da die Steine bei der Einmauerung
falsch zusammengesetzt worden waren. Mit folgenden Worten gibt sie (in
der Übersetzung) noch heute Kunde von einem Bedeutenden Rübenacher:
„Bild des Herren
Heinrich von Rivenac, Magister der Theologie, Inquisitor der Ketzer,
vordem Provinzial des Predigtordens, Professor der Heiligen Schriften,
Bischof von Venecompana, ein Sohn dieses Klosters .Er wurde 1493 in der
Mitte des Chores beerdigt. Seine Seele ruhe in Frieden“.
|