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Sodoma und Gomorrha

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von Hans Gappenach

Prister senzigDechant Senzig war ein guter Prediger; obzwar im prosaischen und pathetischen Stil des vorliegenden Jahrhunderts, rührten seine Worte dennoch ans Herz, ja oft konnten sie erschüttern. Auf der Kanzel hatte er den Menschen viel gegeben; manchmal lief es den Zuhörern eiskalt über den Rücken. In der Kirche  war es so still, dass man hätte einen Floh hüpfen hören. Seine mächtigsten Predigten hielt er um die Fastnachtszeit.
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Regelmäßig wetterte er dann gegen den Vergnügungstaumel und Insonderheit – was er für den Ausgangspunkt hielt – die übertriebenen Tanzlustbarkeiten. Das war in der turbulenten „Goldenen Zwanziger Jahren“ mit ihren zahlreichen neu aufkommenden „Teufelstänzen“ wie Tango, Caka-Walk, Jitterbug, oder Charleston denn auch ein ergiebiges Thema. Und orkanartig endete er einmal (oder auch öfters, – darüber gehen die Meinungen heute auseinander) mit abgrundtiefer Stimme in unvorstellbarer Lautstärke: „Rübenach wird untergehen … wie Sodoma und Gomorrha!“
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Vor dieser Alternative sahen sie die Rübenacher denn doch zum ersten Mal gestellt; das begonnene Murmeln und Kopfschütteln einiger Bedächtiger endigte bald und selbst den Hartgesottenen erstarb das versuchte Lächeln auf den Lippen. Es soll übrigens die gewaltigste Predigt gewesen sein, die jemals durch die hohen Hallen der gotischen Kirche zu Rübenach gebraust ist.
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Dechant Senzig

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von Hans Gappenach

Prister senzigDechant Senzig, über sein 80. Lebensjahr hinaus von 1905 bis 1931 in Rübenach tätig, war ein Pastor vom alten Schlag, aber trotzdem leutselig und gern im Kreis der Vereine, dabei auch einem guten Tropfen nicht verachtend. Einmal kam er sehr in Rage; das geschah damals, als die drei Buben, die das Mittagläuten übernommen hatten bereits um 11 Uhr statt um 12 zur Tätigkeit geschritten waren.  Der Dechant hastete zum „Pasturschpfad“ hoch und erwischte ihrer zwei gerade noch an der Kirchentür. Die Verdutzte hatten ihre Backpfeifen weg, ehe sie wussten, woher und warum. Der dritte roch den Braten, lief zurück, die Wendeltreppe hoch, beäugte durch ein Schallloch die Lage von oben und entwicht dann ungestraft, sobald die Luft wieder sauber war.

Siehe auch die Geschichte Sodoma und Gomorrha
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Gendarm Sandkaulen

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von Hans Gappenach

Wenn es darum ginge, den Pflichteifer eines Preußischen Beamten zu demonstrieren, dann könnte Gendarm Sandkaulen dafür als leuchtendes Beispiel gelten:
Zwar ist er nicht so weit gegangen, wie die Fama erzählt, seiner eigenen Frau ein Strafmandat auf dem Dienstweg zustellen zu lassen, weil diese sich habe „hintenherum“ nach Geschäftsschluss beim Bäcker Brötchen geben lassen – dazu soll sie auch zu resolut gewesen sein –, aber wenn er in der nächsten Verwandtschaft eine Säumigkeit feststellte, dann testierte er an Ort und Stelle ein Protokoll, einmal sogar, nachdem der Schnurrbart hochgezwirbelt und die Anwesenheit im Namen des Gesetzes postuliert, seinen eigenen Schwiegervater – und das noch während seiner Freierszeit –, weil dieser vor seinem Haus samstags die Straße nicht sauber genug gekehrt hatte.
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Die Lebkuchenbaas

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von Hans Gappenach

Sie war in den Jahrzehnten um 1900 zum Inbegriff aller vorweihnachtlichen Erwartungsfreunde geworden. Erst musste die Lebkuchenbaas erschienen sein, dann kam das Ende der Adventszeit in Sicht. Mit einer „Mann“ auf dem „Kringel“, wie damals üblich frei balancierend auf dem Kopf, in älteren Jahren mit einer „Bott“, einem geflochtenen, auf die Schulter geschnallten Tragekorb, ging sie von Haus zu Haus und verteilte die bestellten Leckereien aus der „Örmser Lebkuchenfabrik“. Generationen von Kinderen hat sie glücklich gemacht. Dabei kam sie morgens, um den Schulpflichtigen nicht zu begegnen; aber auch die Hosenmatze daheim waren hellhörig genug und hatten eine Nase für die feinen Gerüche: „Et Chrißkindche künnt baal! Die Leefkoochebaas war do!“, raunten sie sich gegenseitig die Freudenbotschaft zu, für den Fall, dass sie jemandem entgangen sein sollte.
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Der letzte Wolf

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von Hans Gappenach

Etwa um die Mitte des vorigen Jahrhundert ging die Kunde durch das Dorf, Fußgänger, die nach Güls und Winnigen wollten, seien von einem Wolf bedrängt und verfolgt worden. Ein fruchtloser Geselle namens Peter Moskopp bewaffnete sich darauf mit einem Knüppel und suchte die Gegend ab. Im Otter sah er bald das Tier, das mit tief gestrecktem Kopf und heraushängender Zunge wie zahm an ihm vorbeizutrotten schien. Plötzlich fiel es ihn an und er erschlug es. Als er kurz darauf in den Ort zurückkam, schrie er mit blau verfärbtem und schmerzverzerrtem Gesicht: „Jieht mir aus´m Weg, ich mooß euch beiße!“ Möglicherweise war das Tier tollwütig. Peter Moskopp ist bald darauf eines qualvollen Todes gestorben.
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Der Pastor von Rübenach

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von Hans Gappenach

Die Lust am Fabulieren dokumentiert sich in der folgenden Geschichte, die von vielen als strenge Überlieferung angesehen wird, wiewohl sie – nach Münchhausens Rezept – nur gut erfunden sein kann: Ein Reisender, der aus Koblenz kam sah am Bröckerbach einen Greis aus Rübenach am Straßenrand sitzen und vor sich hinschluchzen. Da entspann sich folgender Dialog:

„Alter, warum weint ihr denn so; was rührt euch so zu Tränen?“ „Meine Vadder hat mech furchtbar verhaue!“ „Warum in aller Welt denn das?“ „Ei, ech sollt meine Grußvadder aufs Feld trage, dabei is er mir vom Buckel jerutscht on hinjefalle; dat es dä Grond!“ „Oh, ihr Großvater lebt also auch noch! Was seit ihr Rübenacher doch für ein gesunder Menschenschlag! Welch ehrwürdiges Alter hat er denn wohl?“ „Dat wäiß ech net, da möößt ihr mool de Pastur von Rüwwenach frore, der hat en nämlich noch jedaaft!“

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Die alte Kirche 1220

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von Udo Liessem

Die 1866 leider abgerissene Pfarrkirche war eine dreischiffige Basilika. Der platt schließende Chor hatte die Breite des Mittelschiffs, dagegen war der dreifach abgetrennte Westturm etwas schmäler als dasselbe. In seinem unteren Drittel zeigte er sich unverputzt und mit Steinplatten (?) verblendet. Der Turm hatte nur einen schießschachtartigen Lichtschlitz im Westen und vier Schallarkarden (in Form von Biforien mit je zwei hintereinander gestellten Säulen), die vom Rundbögen überfangen wurden. Die Arkaden standen auf einem umlaufenden Gutsgesims. Die Ecken des Turmes waren verquardert, die Mauerflächen verputzt. Der 1863 wiedergegebene Helm war spätgotisch. Der Turm – zumindest im Unterteil – ist in aller Wahrscheinlichkeit der älteste Teil des gesamten Kirchenbaus gewesen und dürfte noch dem 12. Jahrhundert angehören (vergl. Niederlahnstein, Güls, Moselweiß).

Die Kirche selbst wird um 1220 erbaut worden sein. Das Mittelschiff, das nicht ganz die doppelte Breite der Seitenschiffe aufwies, war ursprünglich flach gedeckt, wahrscheinlich auch die Nebenschiffe. Der spitzbogige Triumphbogen zeigte eingelegte Halbsäulen mit Scheitelwulst; die Säulen verfügen über (nicht ganz reine) attische Basen mit einfachen Eckknollen und über Laubblattkapitelle. Die Kämpferplatten wiesen Karniesprofil auf. Im Äußeren war die Kirche durch Lisenen und sie verbindende Rundbögen geschmückt. Die rundbogigen Obergadenfenster sind, wie auch alle anderen,  später vergrößert und verändert worden. Der Chor hatte eine tieferliegende Firsthöhe als das Langhaus, so dass ein kleines Fenster über Chordach den Dachstuhl des Hauptschiffes beleuchten konnte.

Die Ostgiebel waren mit aufsteigendem Bogenfries, Rund- und Vierpassfensterchen geschmückt. Erzbischof Johann von Baden (1456 – 1503) erteilte den Rübenachern die Erlaubnis, den Kirchenchor zu erweitern; damals wurde die östliche Kapelle gebaut (= Sakristei), die ein anspruchvolles spätgotisches Kreuzrippen-Gewölbe trug. In dieser Zeit datierte auch die hölzerne spitze Tonne, die das Mittelschiff überspannte und als Zierelement hölzerne Rippen trug. 1680 schlug der Freiherr von Eltz-Rübenach vor, die Kirche so zu vergrößern, dass auf der (nördlichen) Seite das Seitenschiff mit der Sakristei (= östliche Kapelle) vereinigt und das andere (südliche) Seitenschiff ebenfalls verlängert werde.

Dem Vorschlag wurde Folge geleistet und die Nebenschiffe wurden, in angegebener Art, bis auf die Höhe der Chorostwand vorgezogen. Hierbei gestaltete man im Innern die ehemaligen wuchtigen Wandpfeiler  zu dünnen Achtecksäulen um; „über welchen sich weite Auskragungen befinden, denen man füglich den Namen „Kapitäl“ nicht geben kann“, die alten Seitenwände des Chores wurden durchbrochen und zu Arkaden umgestaltet, was man recht plump ausführte. Durch die letztgenannte Baumaßnahme war die Sakristei (= östliche Kapelle) in den Kirchenraum miteinbezogen worden und der Bau einer neuen wurde nötig. Diese wurde im Scheitel des Chores angefügt, ein kleiner, niedriger kreuzrippengewölbter (?) Raum. Zwei hochrechteckige Türen in der Südseite und ein von zwei Säulen getragenes Dach über dem Missionskreuz von 1746 deuten auf Veränderungen des 18. Jahrhunderts hin.

alte_kirche

Wie oben gesagt, ist der Westturm älter als der restliche Baukörper. Möglicherweise war aber der Vorgängerbau ein kleiner längsrechteckiger Saal in Breite eben dieses Turmes (vergl. St. Johannis in Niederlahnstein). Darauf deutet auch eine Beobachtung des Baurates Junker, der das Mittelschiff älter einschätze als die Seitenschiffe. Es könnte sich dabei gut um den Kirchenbau von 1062 handeln, den Gappenach – ohne Quellenangabe – aufführte.
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Rübenacher Spuk- und Gespenstergeschichten

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von Hans Gappenach

Im Geister- und Gespensterglauben leben älteste Volksmythen weiter. Sie haben ihren magischen Urgrund in der Götterverehrung der heidnischen Vorzeit; aus der Walpurgisnacht, in der Die „Unholden“ ihr Wesen trieben, fließt der urtümliche Strom bis in unsere Zeit. Feurige Drachen und geflügelte Pferde, Dämonen und Alben, Hexen und Teufel, Galster und Wiedergänger, Elfen und Kobolde geistern durch Völker und Jahrhunderte.

Da gab es das Bespreche und Beschwören, den bösen Blick und den Schadenzauber; das Drull-Licht leitete in der Dunkelheit den müden Wanderer irre; der Aufhuck fiel bei Tag und Nacht den Menschen an,  bereitete ihm Atembeklemmungen und Alpdrücken, Schweiß- und Angstträume; Geisterhunde bewachten verborgene Schätze und einsame Heiligenhäuschen; die Stimmen der Armen Seelen Machten sich bemerkbar, wenn Pein und Qualen zu groß wurden.

An keinem Bauernhaus fehlte ehemals das Mahrzeichen – ein werkwürdiges Doppeldreieck –, des den Nachtmahr, der Tiere und Menschen behexte, bannen sollte; besonders das Vieh hatte unter dem bösen Spuckgeist zu leiden; den Kühen machte er die Milch blutrot und den Pferden flocht er krausliche Zöpfe in Schwanz und Mähnen, dass der Bauer sich vergeblich mühte, sie zu entwirren.

Heute finden wir nur noch Überbleibsel aus der dunklen Zeit des Aberglaubens; sie leben fort in unseren Spuk- und Gespenstergeschichten. Wenn sie sich auch um besondere Ereignisse, einen einsamen Punkt oder eine bestimmte Begebenheit ranken, so bleibt ihre Entstehung – ganz im Gegensatz zu manch anderer Anekdote, die der Volksmund erzählt – immer im dunklen. Auffällig und bemerkenswert ist die Wiederkehr gewisser Grundschemata. So wie es Wandersagen gibt, wie in der Märchenforschung bestimmte Typen bei vielen europäischen Völkern im Kern nachweisbar sind, so findet sich auch hier oft das gleiche Motiv, nur in verschiedenen Ausschmückungen: Ein und dieselbe Geschichte wird mit gewissen kleinen Varianten u. U. in drei nebeneinander liegenden Dörfer als ureigenstes Vorkommnis erzählt. Hier war bis in die jüngste Zeit die Volkspoesie am Werk.

Es ist heute allerdings keineswegs leicht, an derartige Geschichten heranzukommen. Vor dem weitererzählen haben die Menschen – nur mehr wenige ältere bewahren überhaupt die Tradition – eine sonderbare Scheu; sie schämen sich davor, ausgelacht zu werden und der Sammler muss ihnen ihr Wissen förmlich ablisten. So kann man allzu leicht den Zeitpunkt ausmachen, an dem diese Erscheinungsform dörflicher und volkstümlicher Erzählkunst für immer ausgelöscht sein wird. Unter den Rübenacher Histörchen und Anekdoten, stehen bereits einige Erzählungen, die zu dem angeschlagenen Thema gehören. Hier sollen aus einer kleinen Sammlung solcher „heimelig-unheimlicher“ Geschichten, die vom Verfasser notiert werden konnten, in der Folge die schönsten mitgeteilt werden:

  1. Die alten Hügelgräber
  2. Der schwarze Reiter
  3. Der Baumstumpf
  4. Das alte Keltenheiligtum
  5. Die Berggeister
  6. Die Geisterwiese
  7. Diebesgut
  8. Der wilde Jäger
  9. Das alte Gnadenbild
  10. Fliegende Briketts (Wilfried Mohr)
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Bischofsbesuch

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von Hans Gappenach

Rübenach um das Jahr 1840! Der Ort prangt im Festkleid, in Fahnenschmuck, Girlanden und Grün. Der Bischof auf der  Firmungsreise wurde , von Metternich kommend, binnen kurzem am Bröckerbacher wartet. Überall legte man noch letzte Hand an, wusch, strich, putzte und kehrte. Nur ein Knecht von Räjazz Johann schien noch zu werkeln; er wollten schnell noch mit seinem „Puddelsfass“ aufs Feld. Im Bröckerweg geschah das Unglück: Das Holzfass löste sich aus seinen Ketten, sprang auf die Straße und in tausend Stücke. Ungezählte Wassereimer mühten sich, den alten Zustand wieder herzustellen; das halbe Dorf kam zum „Schwenken“. Als wenig später der Bischof mit seiner Kalesche einfuhr, hatte man vorsorglich alle Fenster dicht geschlossen. Aber alles half wenig; wie überliefert, war es ein Fass „janz echte“
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Daten zur Rübenacher Schulgeschichte

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von Werner Reif

In der Pfarrchronik wird verhältnismäßig spät – 1672 – von einem regelmäßigen Schulbetrieb berichtet, „es sei jedoch schon in früheren Jahren unterrichtet worden“.

Die allgemeine Schulpflicht bestand noch nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass im Mittelalter und in der nachfolgenden Zeit Kinder und auch Erwachsene aus Rübenach Schulen besucht haben. Der Unterricht spielte sich damals je nach Vermögenslage im privatem Bereich ab – oder in Lateinschulen der Städte und Stifte. Lehrer waren Geistliche. Auch die Pfarrer, die in Rübenach „residierten“, dürften neben der Glaubenslehre manch nützliche Information weitergegeben haben.

1860 wird nur von einer schwachen Schulbeteiligung berichtet, im Sommer besuchten 10, im Winter etwas mehr Schüler die Schule. Als Lehrer wir Wilhelm Heimburger genannt. Er ist vereidet und erhält von jedem Kind als „Arbeitsvergütung“ 4 WPF. Da er gleichzeitig Küster war, erhielt er noch allerhand, bat aber die Kirchenkasse um einen Zuschuss, da er die Kinder der armen umsonst unterrichten musste.

1672 wird ein Hochzeithaus erwähnt, in dem auch Unterricht stattfindet. „Es ist wenig geeignet, der Schulunterricht wird oft gestört“, klagte der damalige Lehrer. Die Errichtung eines neuen Schulhauses wird deshalb angeordnet.

In den folgenden Jahren waren J. W. Schnorenberg, Math. Müller (1705) Nik. Neusser (1721) Joh. Simonis (1729 – 68), Anton Simonis (1775 – 1785) – er hatte die Normalschule in Koblenz besucht und gab keinen Anlass zum Tadel – die Lehrer an der Rübenacher Schule.

Nach einem Bericht von 1785 dauerte die Schule vom 14. November bis zum 1. Mai. Schulpflichtig waren alle Kinder vom 7. bis 12. Lebensjahr, bis zur 1. hl. Kommunion, die zur damaligen Zeit noch nicht so früh wie heute empfangen wurde.

Wie sah der Unterricht vor 200 Jahren aus ?

Als Unterrichtsfächer galten Katechismuslehre, Lesen, Schreiben, Singen und Rechnen sowie der Unterricht in „natürlichen Dingen“. Anlässlich einer Visitation 1785 bestand die Rübenacher Schuljugend in Katechismus sehr wohl, in den übrigen Fächern mehr als genügend.

Kompliziert war die Besoldung: Jeder Bürger, der eigenes Fuhrwerk hatte, gab jährlich 2 Sester Korn, die übrigen Einwohner nur 1 Sester (1 Sester = 15 ltr.); die Höfe von St. Kastor und St. Maximin lieferten einen Simmer Frucht, die Bubenheimer und die ledigen Einwohner von Rübenach je eine Garbe, die Gemeinde 12 Simmer Korn (1 Simmer = 30 ltr.). Das Gesamteinkommen machte rund 25 Zentner aus. Für den Ausfall (von armen Kindern) zahlte 1798 die Kirchenkasse 5 Taler.

alte_schule1_einstIm Jahre 1810 wurde die „Alte Schule“ errichtet.

1833 fungiert als Magister Wilhelm Hammer, vorgebildet in Hadamar und Montabaur; 162 Schüler sollte er unterrichten. Als 1839 ein zweiter Lehrer angestellt werden sollte, lehnte der Kirchenrat die Besoldung aus Kirchenmitteln ab. Die Akten berichten über ernstliche Spannungen zwischen Lehrer und Kirchenrat.

alte_schule2_einst1855 betrug die Schülerzahl bereits 275 (130 Knaben, 145 Mädchen). Deshalb wurde 1858 ein neues Schulhaus errichtet und die Königl. preuß. Regierung in Koblenz erteilte die Genehmigung zu einer 3. Schulstelle.

1892 waren bereits 317 Kinder zu unterrichten; die 5. Schulstelle und gleichzeitig soll ein neues Schulgebäude errichtet werden. Der Grundstein zum Bau dieses 3. Schulgebäude wurde am Samstag, dem 26. Mai 1894 gelegt. Dazu einige Sätze aus der Schulchronik:

Den Bauplatz, früher Eigentum des Rassierers Severin Seif hierselbst, erstand die Gemeinde von diesem für 6000,- RM. Das Abreißen der alten Gebäude daselbst kostete 150,- M, das Planieren des Platzes kostete 850,- M, vom Pfarrgarten wurden neuen Ruthen angekauft für 180,- M, damit die hintere Hofmauer gerade Richtung mit der danebenliegenden des 2. Schulhauses bekam. Bau des Hauses mit Inventar ca. 21 000,- Mark … am 5. Mai 1895 wurde dasselbe bezogen …

Rübenach hatte also um die Jahrhundertwende 3 Schulgebäude.

Am Ende des Schuljahres 1902 – 1903 betrug die Zahl der Schulkinder 379. So wurde zum 1. April 1903 die 6. Schulstelle errichtet. Zu Ostern 1916 wurde die 7. Lehrerstelle errichtet, wenngleich sie auch durch den durch Kriegsverhältnisse bedingten Mangel an Lehrkräften bis 1920 nur vorübergehend besetzt war. Am 1. September 1922 wurde die Schulstelle zur Rektor-Stelle erhoben und der damalige Stelleninhaber Hauptlehrer Caspari zum Rektor ernannt.

1934 wurde eine 8. Lehrerstelle errichtet, da die Schülerzahl inzwischen auf über 400 angewachsen war. Diese Lehrerstelle wurde jedoch 1938 auf Antrag der Gemeinde wieder aufgehoben – sie musste gem. Gesetz einen Besoldungsbeitrag für Lehrkräfte leisten.

Im gleichen Jahr trat Rektor Caspari „aus Gesundheitsgründen“ in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Rektor Goerigk.

1939 wurde in der „Alten Schule“ ein Büro der Gemeindeverwaltung errichtet, da seit Mitte der „20er Jahre“ kein Unterricht mehr in diesem Gebäude gehalten wurde.

In Krieg wurden die Schulgebäude mehrmals beschädigt, der Unterricht war, bedingt durch häufigen Fliegeralarm, nur behelfsmäßig.

Bei einem weiteren schweren Bobenangriff auf Rübenach am 22.12.1944 wurden die Schulgebäude ebenfalls wieder beschädigt. Durch die Kriegsverhältnisse setzte der Unterricht von Dezember 1944 bis 1. Oktober 45 ganz aus. Während dieser Zeit mussten die Schulgebäude schulfremden Zwecken (Besatzung, Gefangenenlager etc.) dienen. Nach dem Krieg war auch vorübergehend wieder in der „Alten Schule“ Unterricht.

Am 1. November 1945 wurde Herr Lehrer Wilhelm Stein mit der Leitung der Schule beauftragt und am 1. 7. 1950 zum Rektor ernannt.

Am  1. 9. 1559 wurde die 8. Lehrerstelle wieder neu errichtet, wenig später die 9. Lehrerstelle. Nach über 40jähriger Tätigkeit an der Schule trat Herr Rektor Stein am 31. 3. 1961 in den wohlverdienten Ruhestand.

Mit Wirkung vom 1. 4. 1963 wurde die 10. wissenschaftliche Schulstelle und am 1.9. 1964 die 11. (technische) Lehrerstelle der Schule errichtet.

Die Schulgebäude waren Ende der fünfziger Jahre in keiner Hinsicht mehr den schulischen Anforderungen gewachsen, – weder vom Platzangebot, noch von der techn. Einrichtung.

So wurde wieder der Bau eines neuen Schulgebäudes nötig. Nach langen Diskussionen – u. a. spielte auch die Platzfrage eine wichtige Rolle – wurde schließlich ein Neubau beschlossen und das erforderliche Raumprogramm von der Schulaufsichtsbehörde aufgestellt.

Zur Erlangung von Entwürfen wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Preisträger und somit „Planungsbeauftragter“ wurde das Architekturbüro M. Ufer, Koblenz.

1964 wurde der erste Spatenstich vollzogen. Der Einzug in des neue Schulgebäude war 1967. die Schule umfasst 12 Normalklassenräume sowie aller erforderlichen Nebenräume, Physiksaal, Lehrküche, Werkraum, Aula, Gymnastikraum, usw.

Noch ein kurzes Wort zum sogenannten „Schulsystem“.

Eine christliche Bekenntnisschule gibt es laut Schulgesetz nicht mehr. Mehrere Änderungen im ganzen Land, es seien hier nur „Grundschule und Hauptschule“ genannt, waren auch für Rübenach bedeutend.

1970 wurde im Auseinandersetzungsvertrag mit der Stadt Koblenz Rübenach als Standort einer Hauptschule (Klassen 5 – 10 u. m.) genannt. In der Folgezeit war jedoch der Standort Rübenach umstritten, da im Pollenfeld eine Hauptschule errichtet wurde.

Seit 1973/74 ist die Rübenacher Schule nur Grundschule mit den Klassen 1 – 4. Die „Hauptschüler“ fahren in „Schulbussen“ zur Hauptschule Pollenfeld.

Die Zahl der Rübenacher Schüler, die „weiterführende Schulen“, Realschule, Gymnasien usw. besuchen, ist der allgemeinen Entwicklung folgend größer als in früheren Jahren. Waren es in den fünfziger Jahren höchstens 10 – 15 % der Rübenacher Schüler, so sind es heute (Stand 1975) mindestens 30 – 35 %.

Die Schulstruktur hat sich in den letzten 15 Jahren auch in Rübenach grundlegend geändert – nicht nur pädagogische sondern auch organisatorische Reformen waren zu bewältigen.

Der Leiter der Schule Dr. Clemens Dahm, hat die Höhen und Tiefen, – einerseits eine moderne große Schule, andererseits doch keine Hauptschule -, den Segen der modernen Lehrmethoden aber auch Fehlschläge der Lehrpläne gemeinsam mit dem Lehrerkollegium erfahren und durchstehen müssen.

In 300 Jahren Rübenacher Schulgeschichte hat sich viel geändert. Neue Gebäude, neue Lehrpläne, intensiveres Lernen.

Bei einem weiteren schweren Bobenangriff auf Rübenach am 22.12.1944 wurden die Schulgebäude ebenfalls wieder beschädigt.

Durch die Kriegsverhältnisse setzte der Unterricht von Dezember 1944 bis 1. Oktober 45 ganz aus. Während dieser Zeit mussten die Schulgebäude schulfremden Zwecken (Besatzung, Gefangenenlager etc.) dienen.

Nach dem Krieg war auch vorübergehend wieder in der „Alten Schule“ Unterricht.

Am 1. November 1945 wurde Herr Lehrer Wilhelm Stein mit der Leitung der Schule beauftragt und am 1. 7. 1950 zum Rektor ernannt.

Am  1. 9. 1559 wurde die 8. Lehrerstelle wieder neu errichtet, wenig später die 9. Lehrerstelle. Nach über 40jähriger Tätigkeit an der Schule trat Herr Rektor Stein am 31. 3. 1961 in den wohlverdienten Ruhestand.

Mit Wirkung vom 1. 4. 1963 wurde die 10. wissenschaftliche Schulstelle und am 1.9. 1964 die 11. (technische) Lehrerstelle der Schule errichtet.

Die Schulgebäude waren Ende der fünfziger Jahre in keiner Hinsicht mehr den schulischen Anforderungen gewachsen, – weder vom Platzangebot, noch von der techn. Einrichtung.

So wurde wieder der Bau eines neuen Schulgebäudes nötig. Nach langen Diskussionen – u. a. spielte auch die Platzfrage eine wichtige Rolle – wurde schließlich ein Neubau beschlossen und das erforderliche Raumprogramm von der Schulaufsichtsbehörde aufgestellt.

Zur Erlangung von Entwürfen wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Preisträger und somit „Planungsbeauftragter“ wurde das Architekturbüro M. Ufer, Koblenz.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA1964 wurde der erste Spatenstich vollzogen. Der Einzug in des neue Schulgebäude war 1967. die Schule umfasst 12 Normalklassenräume sowie aller erforderlichen Nebenräume, Physiksaal, Lehrküche, Werkraum, Aula, Gymnastikraum, usw.

Die alten Gebäude sind zum Teil noch erhalten, aber anderen Nutzungsarten zugeführt. Die „Alte Schule“ ist neben Wohnräumen ein Wirtshaus mit gleichem Namen. (Red. Gaststätte heute Wohnungen) Die beiden anderen Schulhäuser sind zu Wohnungen umgebaut.

Die Lehrmethoden sind zum Teil noch umstritten, ob die „alten“ besser waren, bleibt vorerst noch unbeantwortet.

Das Lernen muss notgedrungen intensiviert werden – in der Schule und im Beruf –, denn unsere heutige in jeder Hinsicht „anspruchsvolle“ Gesellschaft verlangt Höchstleistung. Jeder, der die Schule verlassen hat und im Leben steht, erfährt am eigenen Leib den Satz „Wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben“. (Erkenntnisse von 1975!)
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